Punkt 20:00 Uhr öffneten sich die Türen zur Fabrik, und bis dahin war Plaudi noch nicht aufgetaucht. Da war mir klar, daß ich heute von diesem wandelnden Ungemach verschont bleiben würde - und so war es auch - Schwein gehabt!!! Ich betrat zum ersten Mal die Fabrik als Erster und nahm meinen Stammplatz ein. Die Fabrik füllte sich nur langsam und bis ca. 20:30 gab's noch Plätze in der ersten Reihe. Bis dahin hatte ich niemand von den üblichen Verdächtigen getroffen, dann kam Rainer M. mit seinem Fotoequipment, kurz danach tauchte der Yeti auch wahlweise Reinhold Messmer oder Andreas auf. Das war's auch schon an Bekannten. Bis um 21:00 Uhr hatte sich die Fabrik dann aber sehr ordentlich gefüllt. Zwar nicht ausverkauft, aber doch sehr gut besucht.
Punkt 21:00 Uhr kam ein glänzend aufgelegter und strahlender John Mayall auf die Bühne und legte dann mit einem Solostück los. Danach holte er nacheinander seine geile Band auf die Bühne. Die gleiche Band wie vor 2 Jahren, die mich schon damals so begeistert hatte. Sehr tightes Zusammenspiel. Damals waren sie von John neu zusammengestellt, nun merkte man an, daß sie schon etliche Konzerte bestritten hatten. Lediglich der Keyboarder fehlte, doch das bediente dann John ganz locker nebenbei, neben Blues Harp und Gesang. Das Gitarrespielen überließ er diesmal ausschließlich Rocky Athas, ein wirklich toller Gitarrist. John spielte häufig gleichzeitig Harp und Keyboard. Hätte nur noch gefehlt, daß er dazu auch noch singt - als Trio auf 2 Beinen, sozusagen. John gefiel mir stimmlich besser als 2009. Damals klang seine Stimme etwas brüchig, davon war diesmal nix zu merken. Überhaupt war der Sound absolut erstklassig. Es ist wirklich unglaublich, wie fit das alte Leder mit fast 78 Jahren noch ist, wie beweglich, was für eine geile Show der noch abzieht. Keine Abnutzungserscheinungen. Da kann sich so manch ein Jungspund 'ne dicke Scheibe abschneiden. Die Band groovte, rockte und blueste was das Zeug hält, und besonders Rocky glänzte durch erstklassige Soli, die John dazu brachten, sich mehrmals vor Rocky zu verneigen und ihm Applaus zu spenden. Geil - Applaus vom 'Vater des weißen Blues', der schon so manchen 'Supergitarristen' hervorbrachte. Freut mich für Rocky, der auch sehr sympathisch rüberkommt. Das gleiche gilt auch für Greg Rzab (der heißt wirklich so). Immer ein lächeln auf den Lippen, dabei ein saugeiler Basser. Was der bei einer Wahnsinnsversion von 'Room to move' für ein Bassolo hingelegt hat, sieht man auch nicht alle Tage. Er und John an der Harp trieben sich immer mehr in eine Art Rausch und hörten überhaupt nicht mehr auf sich gegeseitig hochzupushen. Das kann ich nicht beschreiben - muß man geshen haben. Ansonsten waren mehr die Klassiker angesagt. Titel von der letzten Scheibe hat er - wenn ich mich nicht irre - nicht gespiel, aber mit dem was er spielte war das Publikum vertraut und dementsprechend war die Stimmung auch großartig. Übrigens ein recht altes Publikum, viele zusammen mit John gealtert. Es erfüllte sich das typische Bluesklischee, daß Blues Musik für alte Männer mit dicken Bäuchen ist, wie - ich glaube es war Oli Brown - einmal sagte, ha, ha....
Das ganze ging inklusive 2 Zugaben etwas über 2 Stunden. Da kann ich nur sagen 'Hut ab!! Unglaublich in dem Alter. Und ich bin mir sicher John hätte noch weiter machen können. Er wirkte überhaupt nicht erschöpft - gut im Training der Bursche.
So war dann also kurz nach 22:00 Uhr schluß, und ich machte mich auf den Weg zum Mördschendeis-Stand. Aber es gab gar keinen. Das habe ich ja fast noch nie erlebt. Und beim letzten Mal hat er verkauft ohne Ende. Na ja, mir solls egal sein - vielleicht ist er schon reich genug, ha, ha... Nachteil - Es kam niemand raus zum signieren (jedenfalls in den 15 Minuten, die ich noch gewartet hatte). Also machte ich mich dann auf die Socken. Ich habe aber noch eine John Mayall/Greg Rzab Gedächtnisorange ergattert. Zur ersten Zugabe kam Greg mit drei Orangen auf die Bühne zurück und jonglierte damit. Die fielen ihm naürlich runter und John nahm eine auf und warf sie in's Publikum. Wie weiland Sepp Meier im deutschen Tor machte ich einen Hechtsprung in die Luft und freischwebend fing ich die fliegende Orange auf. Weltklasse. Die Lasse ich jetzt vertrocknen und bewahre sie auf. Ist ja immerhin DNA von John und Greg drauf . Ist schon beschriftet mit 'John Mayall/Greg Rzab Gedächtnis-Orange'.... Fast so gut wie 'n Autogramm.
Alles in allem ein sehr gelungener Abend mit erstklassieger Musik und Musikern, der viel Spaß gemacht hat. Ich hoffe, es geht am Mittwoch bei Warren Haynes ähnlich gut weiter.
Anbei ein paar Billers und bis denne dann!
Gruß
Percy