Nach der Saison ist vor der Saison, das gilt natürlich auch in der KHL...
Und damit es hier nich langweilig wird hat man gleich mal zwei neue Teams installiert !!
30.04.2013
KHL expandiert
Wladiwostok kommt neu hinzu - Zagreb kommt aus der EBEL
Quelle: Hockeyweb
von Matthias Eckart und Armin Holl-Wagner
Mit Wladiwostok und KHL Medveščak Zagreb sind offenbar die Teams 27 und 28 der Kontinentalen Hockey Liga (KHL) gefunden. Das einzige was noch fehlt, ist die Annahme durch den KHL-Vorstand. Dies gilt jedoch als reine Formalität.
Die Umsetzung der aggressiven Expansionsbestrebungen der KHL finden auch in diesem Jahr ihre Fortsetzung. Nach den Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit keine allzu große Überraschung. So sind zwar noch einige letzte Formalien zu erledigen, doch stehen die Zeichen nach der Verlautbarung des KHL-Präsidenten Alexander Medwedew vom vergangenen Samstag mehr als nur günstig, dass mit Wladiwostok der 27. KHL-Standort gefunden ist.
Dem neuen Club soll als Präsident niemand Geringeres vorstehen als NHL-Legende Alexander Mogilnij. Mit dem 44-jährigen ehemaligen Star-Stürmer, der mit den New Jersey Devils einst den Stanley Cup gewann und mit der Sbornaja sowohl Olympiasieger als auch Weltmeister wurde, liegt die Führung des Clubs quasi in den Händen eines „Homeboys“. Mogilnij wurde im rund 650 Kilometer (Luftlinie) von Wladiwostok entfernten Chabarowsk geboren, dessen Eishockeyclub wiederum im Jahre 2008 zu den Gründungsmitgliedern der KHL gehörte. Nicht ganz ohne Brisanz: Zwischen 2008 und 2011 war Mogilnij für Amur Chabarowsk als Teamberater tätig.
Stellen sich der Aufnahme Wladiwostoks nicht plötzlich noch unüberwindbare Hürden in den Weg, verliert Amur Chabarowsk den Status des am östlichsten beheimateten KHL-Clubs an den Liga-Neuling. Es käme also zu einem KHL-Duell mit Derby-Charakter. Bei besagter Distanz zwischen beiden Städten vermutlich schwer zu erfassen für mitteleuropäisches Entfernungsverständnis. Bedenkt man jedoch, dass zwischen der wachsenden Metropole Wladiwostok und Russlands Hauptstadt Moskau 6.500 Kilometer liegen, Chinas Hauptstadt Peking aber nur 1.340 Kilometer und die japanische Hauptstadt Tokio lediglich 1.070 Kilometer (jeweils Luftlinie) entfernt sind, werden die ungewohnten Relationen noch einmal deutlich.
Genau hierin liegt jedoch auch der Grund dafür, weshalb Spitzensport im Fernen Osten Russlands seit eh und je einen schweren Stand hat. Amur Chabarowsks inzwischen entlassener finnischer Chefcoach Hannu Jortikka zog sich während seiner Amtszeit nicht nur einmal Ärger zu, weil er öffentlich über die – seiner Meinung nach – standortbedingte Benachteiligung seiner Mannschaft im KHL-Spielplan klagte. Wladiwostoks Fußballer vom Club Lutsch-Energija können ebenso ein Lied davon singen. Deren Aufstieg (2005) ins russische Fußball-Oberhaus fand bei den im Westen des Landes angesiedelten Vereinen wenig Applaus, ihr Wiederabstieg drei Jahre später umso mehr. Volleyball-, Basket- oder Handballvereine aus den entlegenen Regionen Russlands, die dennoch oft erfolgreich an europäischen Clubwettbewerben teilnehmen, verzichten dafür nicht selten auf ihr Heimrecht und tragen ihre Spiele an Orten aus, die für die Konkurrenten leichter zu erreichen sind.
Interessant wird insofern auch sein, welche Spieler es an Russlands Pazifikküste verschlagen wird. Ein einheimischer Trainer, so ist über russische Medien zu erfahren, konnte bislang nicht für die anstehende neue Herausforderung begeistert werden. Mogilnij und Co. favorisieren demnach eine nordamerikanische Lösung für dieses Problem. Die nötigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Wladiwostoks Eishockey-Team soll der milliardenschwere russische Mischkonzern Summa Group schaffen. Ein „Kampfname“ für den neuen KHL-Club wird indessen noch gesucht. Mit Hilfe des Einfallsreichtums der potenziellen Fans soll via Internet jener Name gefunden werden, unter welchem Wladiwostoks Eishockeycracks zukünftig als 27. Club im KHL-Spielbetrieb mitmischen.
Das 28. Team führt die Buchstabenkombination „KHL“ bereits seit jeher im Clubnamen, zudem basteln die Kroaten seit geraumer Zeit an einer Aufnahme in die großteils russische Eliteliga. Trotzdem stehen die Zeichen für „Klub hokeja na ledu“, was auf Deutsch einfach nur „Eishockeyverein“ bedeutet. Doch seit Montagabend ist man nur noch von ein paar Handzeichen vom großen Traum entfernt. Der KHL Medveščak Zagreb selbst vermeldet den Wechsel in die KHL auf seiner Internetpräsenz bereits als offiziell.
Gegründet wurde der Verein bereits 1961, ist 16-facher kroatischer und 3-facher jugoslawischer Meister. Seit der Spielzeit 2009/10 ist man Mitglied der Erste Bank Eishockey Liga (EBEL). Ein erster Aufnahmeantrag wurde 2007 noch wegen der großen Entfernung abgelehnt. Inzwischen ist die Liga aber sehr glücklich, dass die Kroaten in der EBEL spielen und wahrscheinlich auch betrübt über den Wechsel. Denn Zagreb ist nicht nur eishockeyverrückt, sondern auch Zuschauerkrösus der Liga. Zudem lassen sich die Verantwortlichen immer wieder neue Aktionen und Events einfallen, gekrönt vom Open Air Spektakel „Icefever“ in einem Amphitheater in Pula. Auch sportlich waren die Kroaten eine Bereicherung für die Liga. In ihren vier Spielzeiten kam das Team immer in die Play-offs, schied zweimal im Viertelfinale und zweimal erst im Halbfinale aus. Langfristig wollten die „Bären“ jedoch in die KHL. Bereits Ende der Saison 2011/12 kamen Gerüchte auf, dass ein Aufnahmeantrag Richtung Russland gestellt wurde. An diesem Wochenende kamen dann erneut Meldungen auf, dass sich das Team Ende März erneut beworben hat. Anfangs der abgelaufenen Woche konnte man in österreichischen Medien lesen, dass die KHL Zagreb wohl noch ein weiteres Jahr warten lässt. Am Freitag wurde bekannt, dass KHL-Offizielle die Spielstätten und das Umfeld in Zagreb unter die Lupe genommen haben und mit erhobenem Daumen wieder abgereist sind. Nun ist klar, Zagreb wechselt von der EBEL in die KHL. Problematisch wurde wohl auch der Kader gesehen, allerdings soll es bereits eine Liste mit 15 AHL-Spielern mit kroatischem Pass geben, die für Zagreb in der KHL spielen würden. Als Budget steht laut Clubinformationen eine Summe 10 Millionen Euro zur Verfügung.
Für die EBEL ist der Verlust sowohl sportlich als auch, was die Zuschauerzahlen angeht, ein klarer Verlust, den man kurzfristig sicher nicht ersetzen kann. Zudem braucht die Liga nun ein neues Team, um wieder auf eine gerade Anzahl von zwölf Mannschaften zu kommen. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten und Spekulationen. Zwei Varianten gelten als die Wahrscheinlichsten: Variante eins beschreibt, dass Jesenice, das vor der Saison insolvent gegangen ist und sich im Wiederaufbau befindet, als eine Art Farmteam von Zagreb wieder in der EBEL antritt. Variante zwei beinhaltet, dass Zagreb Olimpija Ljubljana, die bereits in der EBEL spielen, unterstützt. Dadurch würde jedoch immer noch ein Team fehlen. Dieser Platz könnte vom ungarischen Team Dab.Docler Dunaújváros eingenommen werden. In dem Fall würde die Mannschaft von Dunaújváros in die rund 80 Kilometer entfernte Hauptstadt Budapest umziehen.
http://www.hockeyweb.de/international/khl/nachrichten/artikel/news/khl-expandiert/