Skandalspiel in der Bayernliga
Selten ist dabei die Beweislage aber so klar, wie beim 2:1-Abseitstor von Bayern-Stürmer Miroslav Klose im Champions-League-Achtelfinale gegen den AC Florenz. Im Normalfall sind es überschäumende Emotionen, die den Ausschlag dafür geben- hat man erst einmal eine Nacht darüber geschlafen, haben sich die Gemüter meist wieder beruhigt. Der Puls von Waldkraiburgs Eishockey-Trainer Mitch Pohl hatte sich aber auch einen Tag nach dem Spiel beim Höchstadter EC, das seine „Löwen“ mit 1:6 verloren hatten, noch nicht wieder gesenkt: „das war ein Skandalspiel. So etwas habe ich noch nie erlebt, die Bayernliga wird immer mehr zur Farce“ erklärte Pohl nach einer Partie, in der die gastgebenden „Alligators“ mit 8 Strafminuten belegt wurden und der EHC Waldkraiburg 128 (!) Strafminuten aufgebrummt bekam.
Im ersten Drittel war es noch ein relativ „normales“ Eishockeyspiel. Der EC Höchstadt, der nach der Vorrunde der Bayernliga für ziemlich viel Aufregung gesorgt hatte (wir berichteten), ging nach 1:39 Minuten mit 1:0 in Führung. Waldkraiburg bekam unter Bedrängnis die Scheibe nicht vom eigenen Tor und Jan Michalek netzte ein. Keeper Fabian Birk, der erneut den formschwachen Kevin Yeingst vertrat konnte EHC-Coach Pohl dabei keinen Vorwurf machen. Wie auch im Rest des Spiels: „der Birkie hat wirklich gut gehalten“ so Pohl. Kurz darauf erzielte Thomas Laschütza den 1:1-Ausgleich- hätte man meinen können, denn obwohl HEC-Keeper Smolka die Scheibe hinter der Torlinie hervorholte, wurde das Tor nicht gegeben. Ein erster, leichter Aufreger. Kurz darauf erzielte Höchstadt nach klarer Abseitsposition durch Matthew Watkins das 2:0 (12:41). Der nächste, etwas schwerere Aufreger.
In der Schiedsrichterkabine scheint in der Pause dann offenbar irgendetwas passiert zu sein, anders kann sich ein normal denkender Mensch nicht erklären, was jetzt passieren sollte. Denn im Mitteldrittel geschah der erste Teil dessen, was später zur Bezeichnung „Skandalspiel“ führte. Zwischen der 22. und der 25.Spielminute verpasste das unparteiische Gespann dem EHC Waldkraiburg 62 Strafminuten! Darunter auch eine Spieldauerstrafe für Trainer Pohl, der den Schiedsrichter verbal attackiert haben soll, sowie je eine 10-Minuten-Strafe für Jan Loboda, Ruben Wolf und Maxi Meinicke. Die Waldkraiburger Spieler gingen daraufhin geschlossen vom Eis, man überlegte das Spiel von Seiten des EHC abzubrechen. Sie spielten dann aber doch weiter, schließlich sei man „nicht in der Situation, so skrupellos zu agieren“ meinte Pohl. Höchstadt traf in 5-3-Überzahl zum 3:0 (25:18) und erhöhte kurz vor der Pause auf 4:0 (38:11).
In den letzten 20 Spielminuten ging das muntere Strafenverteilen weiter. 60 Strafminuten hagelte es jetzt noch für den EHC, der trotz der offensichtlichen Benachteiligung weiterhin leidenschaftlich kämpfte. „Ich kann den Jungs gar keinen Vorwurf machen, aber wenn man fast ununterbrochen in Unterzahl ist, steht man auf verlorenem Posten“ so „Löwen“-Trainer Pohl. Ganz verloren waren sie nach den Beginn des Schlussdrittels nicht, Eric Dylla markierte nach Vorarbeit von Philipp Spindler den Anschlusstreffer zum 4:1 (42:28). Unmittelbar darauf hatte der EHC noch die Chance auf das 4:2, das Spiel hätte jetzt sogar noch kippen können- doch da wurde es wieder Zeit für einige Bankstrafen. Mark Dunlop traf in Überzahl zum 5:1 (48:20)- ausgerechnet Dunlop also, der mit seinen angehäuften Strafzeiten das Chaos nach Ende der Vorrunde ausgelöst hatte und für einen der größten Skandale beim Bayerischen Eishockey Verbund (BEV) gesorgt hatte. Doch der andere Skandal, am 3.Spieltag der Abstiegsrunde Gruppe B zwischen dem Höchstadter EC und dem EHC Waldkraiburg, war noch nicht ganz Ende. Den Schlusspunkt, zum 6:1-Endstand, setzte schließlich Daniel Sikorski (58:19).
Damit ging ein Spiel zu Ende, das aus Sicht von EHC-Coach Mitch Pohl für seine Mannschaft „nicht zu gewinnen“ war, eine Partie die noch ein Nachspiel haben wird, denn Pohl schrieb bereits am Samstagmorgen eine Gegendarstellung und eine Begegnung, die am Sonntag im heimischen Stadion des EHC Waldkraiburg mit dem Rückspiel zur Wiederaufführung kommen wird. Dann aber hoffentlich mit einem anderen Schiedsrichtergespann, das im knallharten Abstiegskampf für weniger Eklats sorgt und auf das die Fans und Verantwortlichen auch wieder zu Unrecht schimpfen können.
Statistik:
Höchstadter EC : EHC Waldkraiburg 6:1 (2:0/2:0/2:1)
Tore:
1:0 01:39 Michalek J. (Stribny A.)
2:0 12:41 Watkins M. (Buchwieser S.)
3:0 25:18 Dunlop M. (Hlozek M.)
4:0 38:11 Stribny A. (Michalek J.)
4:1 42:28 Dylla E. (Spindler P.)
5:1 48:20 Dunlop M.
6:1 58:19 Sikorski D. (Buchwieser S., Watkins M.)
Strafen:
Höchstadter EC: 8 Strafminuten
EHC Waldkraiburg: 28 Strafminuten + 100 Minuten Disziplinarstrafe (10+20 Minuten (Loboda) + 10 (Wolf) + 10 (Meinicke) +20 (Pohl) + 10 (Dylla) + 10 (Bahner) + 10 (Hanöffner)
